6 Startups in 2 Tagen – das war die GründerTour #4!

Von admin@gg am 1. Dezember 2014

Kaum war unsere auf Mitte November terminierte GründerTour in die Gründerhauptstadt angekündigt, waren die verfügbaren 30 Plätze auch schon vergeben – begehrt die Tickets, groß die Erwartungen. Am Morgen des 18. November fuhren wir schließlich mit meinFernbus zu: meinFernbus, unserer ersten von sechs Stationen der Zwei-Tages-Reise.

An Bord des Busses waren neben den Organisatoren des Events (Lisa, Christopher und Christian J.) und anderen Mitgliedern des GründerGartens auch zahlreiche Interessierte mit den verschiedensten Motiven: Wollte der Eine ein wenig „entrepreneurial spirit“ aufnehmen, schaute der Andere eher auf die offenen Job- und Praktikumsstellen der besuchten Startups. Allen gemein aber war, dass sie in doppelter Hinsicht über den Tellerrand schauen wollten. Einerseits geografisch, da Berlin nunmal das Startup-Zentrum Deutschlands ist und andererseits ideologisch im Sinne der Frage: Lieber Startup-Szene statt Konzern-Karriere?

„Best of both worlds“: Bei meinFernbus gehen Old und New Economy Hand in Hand

Am Alexanderplatz in Berlin angekommen, gingen wir direkt in die Büros von meinFernbus, dem Marktführer unter den deutschen Fernbus-Anbietern. Begrüßt wurden wir von Gregor Hintz, seines Zeichens Leiter der Kommunikation in dem Unternehmen, das seine Wurzeln in Süddeutschland hat. Während seiner Präsentation zu Gründungsgeschichte und Geschäftsmodell, konnten wir mit Kaffee und Keksen den letzten Rest morgendlicher Müdigkeit aus uns treiben.

MeinFernbus wurde 2011 gegründet – knapp zwei Jahre, bevor der Fernverkehr in der Bundesrepublik liberalisiert wurde, so Hintz. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Unternehmen dank Sondergenehmigungen bereits die ersten Linien im süddeutschen Raum etabliert und war damit bestens für den Wettbewerb gerüstet. Dieser Startvorteil macht sich auch heute noch bemerkbar, Stichwort Marktführerschaft. Das Business interessant macht vor allem die Verbindung der „Old Economy“, also der Busbranche und dem web- und appbasierten Services der „New Economy“. Auf der ersten Station unserer Tour gab es also schon erste wichtige Lehren.

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Der Umstieg vom Fern- zum Nahverkehr bereitete uns im Anschluss kein Problem, um zum Hostel in Berlin-Friedrichshain zu gelangen. Nach der Gepäckabgabe und einem Mittagessen teilte sich das Lager: Die eine Hälfte fuhr zum erotischen E-Commerce-Startup Amorelie (oder liebevoll: Amarant), die andere zu den Kreditvergleichern von smava.

„Sex sells“ bei Amorelie

Wohl eine der inflationärsten Werbeweisheiten lautet: „sex sells“. Nur ist das Business rund um das älteste Gewerbe seit Jahren mit einem Schmuddel-Image behaftet. Das Team von Amorelie um die Gründer Lea-Sophie Cramer und Sebastian Pollok möchte das durch geschickte Produkteinführung und wohldosierte Marktpenetration ändern. Und so kann man im Online Shop des Startups kein Sexspielzeug, sondern Erotik-Lovestyle-Artikel erstehen.

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Sebastian hat uns mit einem ausführlichen Pitch zunächst das Unternehmen vorgestellt, bevor es Raum für viele Fragen gab. So antwortete er zum Beispiel auf die Frage, ob es denn in der Branche Vollzeit Produkttester gibt, mit einem Zwinkern: „Natürlich werden Produktests von der Geschäftsleitung übernommen.“ Nach der ausführlichen Q&A-Runde haben wir unserer Neugier weiterhin freien Lauf gelassen und uns im durchgestylten Büro umgesehen – inklusive Small Talk mit Co-Gründerin Lea-Sophie.

Smarter Kopf für Analytics

Harten Tobak gab es dagegen für die Besucher bei smava. Empfangen von der Assistentin der Geschäftsführung, Daniela Reimann, gab es neben einem kurzen Überblick zum Startup auch Einblicke in spezielle Geschäftsbereiche – und die Welt der Datenanalyse.

Holger Pannhorst, Head of Analytics and BI, erklärte unter Wahrung von Diskretionsvorgaben, welche Datenbanken und Programme smava nutzt, um das Angebot der Plattform zu optimieren. Wer nicht gerade Web Developer oder Wirtschaftsinformatiker war und thematisch mithielt, konnte nur Staunen über so viel Hingabe zum Thema, wie Holger sie bewies.

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Interessant: smava nutzt die Scrum-Methode zur Projektplanung und -umsetzung. Der Vorteil liegt dabei im ständigen Output, den das Team liefert. Die entwickelten Idee können konzentriert bearbeitet werden. Später können die Ergebnisse dann in einem iterativen Prozess den gemachten Erfahrungen angepasst werden.

Neue Gesichter zum Netzwerken

Der größte Teil der Gruppe ließ in der Bar Babette auf der Karl-Marx-Allee den Tag ausklingen. Die Eindrücke waren bereits vielfältig, sodass die Gespräche sehr lebhaft geführt wurden.

Da die Woche vom 17. bis 23. November sowohl national, als auch international unter dem Motto des Gründens und der Entrepreneurship stand, waren wir nicht die einzige studentische Initiative, die den Weg nach Berlin gemacht hatte: Zu uns gesellten sich Mitglieder der Initiativen „FRAppe – Student Entrepreneurs RheinMain“ aus Frankfurt, deren Terminplan sogar bis zum Ende der Woche prall gefüllt mit Besuchen bei Startups und Inkubatoren war.

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Die Lokalmatadoren von „START Berlin“ haben sich unserer Gruppe ebenfalls angeschlossen. Lange, sehr lange angeregte Debatten folgten, die eine oder andere Visitenkarte fand einen neuen Besitzer und Geschäftsideen wurden kritisch bewertet, Erfahrungen ausgetauscht. Auch die Zukunft studentischer Initiativen, insbesondere mit Blick auf die Rolle des Dachverbands „Gründermagnet“, wurde diskutiert – man darf gespannt sein!

Unternehmenskultur und Pizza

Das Mittagessen am nächsten Tag war uns bereis sicher, dessen waren sich alle bewusst, denn der nächste Startup-Stop hieß: Delivery Hero!

Bei der Ankunft im Büro der Lieferhelden nahe der U-Bahn-Station „Stadtmitte“ staunten wir nicht schlecht ob der stilvollen Einrichtung im Empfangsraum. Alles erinnerte an ein hippes Restaurant, Holz bestimmte das Bild. Lisa Anne Briganti, Global Culture Manager bei Delivery Hero, relativierte unsere Komplimente und meinte, dass man wohl schon auf der Suche nach neuen Büroräumen sei – denn das Unternehmen wächst unaufhaltsam.

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Nach einigen einführenden Worten übergab Lisa das Zepter an Scott Fletcher. Scott, seines Zeichens CEO von hungryhouse, dem UK-Pendant zu Lieferheld, nahm sich die Zeit für die 30 anwesenden und gespannten Startup-Enthusiasten und gab einige unterhaltsame Insights in das Business Model und den Markt von Delivery Hero.

Was wohl den wenigsten bewusst war: Hauptkonkurrent des Dienstes sind nicht etwa andere Unternehmen, sondern das Telefon. Noch immer werden etwa 80 Prozent aller Bestellungen bei Restaurants per Telefon bestellt und nicht per Web oder App, wie Delivery Hero es anbietet. Hier muss noch einige Überzeugungsarbeit geleistet werden – der Markt aber ist riesig.

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Am Ende gab es, na klar, Pizza! Die ließ sich jeder munden, bevor wir einen kleinen Abstecher in eine von Lieferheld organisierte Austellung über Pizza-Kartons aus aller Welt (ja, richtig gehört) machten, um die Zeit zum nächsten Termin zu überbrücken. Wieder teilte sich die Gruppe, Besuche bei Outfittery und Gründerszene standen auf dem Plan.

Guter Rat ist nicht immer teuer

Bei den Mode-Experten von Outfittery empfing uns Iris Hay, Head of HR und führte durch das schicke Büro mit Terrasse. Von ihr hörten wir viele Anekdoten zum Berliner Startup-Leben und seinen Eigenheiten. Und Outfittery‘s Mission? Männern mit sogenanntem „Curated Shopping“ die Wahl der passenden Kleidung abnehmen und mit typgrechtem Experten-Rat zur Seite stehen, erklärte Iris.

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Julia Bösch, die zusammen mit Anna Alex und Tobias Nendel das Unternehmen 2012 gründete und heute für die Bereiche Marketing und Finanzen zuständig ist, hat zum Abschluss die Beantwortung offener Fragen zur Chefsache gemacht.

Nicht nur wir schauen hinter die Kulissen

Unsere GründerTouren haben, wie oben erwähnt, zwei Absichten: den Geschichten hinter den Startups nachzuspüren und die Szene als potenzielle Arbeitswelt kennenzulernen.
Genau das macht die Redaktion der Gründerszene hauptberuflich. Das größte Online-Magazin der digitalen und Startup-Wirtschaft sitzt wenige Gehminuten vom Alexanderplatz entfernt und öffnete für den GründerGarten seine Büros.

Die Gründerszene wird von der Vertical Media GmbH verlegt. Neben dem Magazin gibt es eine Jobbörse und zahlreiche zielgruppenspezifische Events, die das Team organisiert. Mark Hoffmann, CEO von Vertical Media, hat uns von seinem Weg nach Berlin erzählt, nachdem Elena Margulis, eine der Hauptverantwortlichen für die Jobbörse, uns durch die Räume geführt hat.

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Gemeinsam mit Alex Hofmann, dem stellvertretenden Chefredakteur von Gründerszene, hat Mark dann vom Alltag des Unternehmens und der Redaktion berichtet und dabei einige interessante Fakten bezüglich des Berliner Startup-Ökosystems fallen gelassen (auch hier wurde und wird Diskretion bewahrt). Neu für uns: Beide drehten den Spieß um und löcherten uns, warum wir uns im GründerGarten engagieren oder uns die Szene fasziniert. Natürlich interessierte sie auch, welches Startup uns denn am besten gefallen hätte…

„…and the winner is…“

Zum Schluss in aller Kürze: Neben einigen Goodies nahmen wir vor allem tolle Erfahrungen und Einblicke mit nach Dresden. Egal mit welcher Motivation jemand mitreiste, am Ende sollte jeder auf seine Kosten gekommen sein. Dabei soll kein Startup besonders in den Vordergrund gestellt werden, egal ob positiv oder negativ; denn selbst die Schokoladenseiten müssen hinterfragt werden – schließlich sind Besuche wie unsere Teil täglicher PR-Arbeit.

Dass ein Unternehmen seine Türen für eine Gruppe Interessierter öffnet, passiert nicht aller Tage und doch: man muss nur fragen. Die Startups profitieren letztlich ähnlich wie wir „Fans“; sie merken, was den Gründer-Nachwuchs bewegt und haben die Chance, sich als besonders attraktiver Arbeitgeber hervorzuheben. Je nach Vorlieben der Teilnehmer ist auch für (fast) jeden etwas dabei.

Locker hätten wir zwei Busse oder gar mehr füllen und nach Berlin fahren können. Doch für alle, die diesmal nicht dabei sein konnten, gilt: Wir werden wieder fahren. Und wer weiß: Vielleicht auch einmal noch weiter über den Tellerrand hinaus.

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